Wie Sie Fluktuation mit datengestützten Analysen effektiv steuern
Was ist eine Fluktuationsanalyse?
Die Fluktuationsanalyse ist die Erhebung und Auswertung von Daten, um die Mitarbeiterfluktuation in Unternehmen besser zu verstehen. Sie zielt darauf ab, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die der Fluktuation entgegenwirken. Außerdem kann man damit Fluktuationsrisiken erkennen und das Ausscheiden von Mitarbeiter:innen gezielt steuern.
Die Fluktuation ist eine wichtige Kennzahl für den Erfolg von HR-Abteilungen. Doch dies ist nicht der einzige Grund, warum Unternehmen ihre Personalabgänge genauer untersuchen sollten. Durch eine Fluktuationsanalyse gewinnen Personalverantwortliche wichtige und differenzierte Erkenntnisse darüber, warum Mitarbeiter:innen das Unternehmen verlassen, wie wahrscheinlich es ist, dass Beschäftigte aktuell über eine Kündigung nachdenken, und wie die Mitarbeiterbindung gezielt gefördert werden kann.
In diesem Artikel erläutern wir, welche Vorteile die datenbasierte Fluktuationsanalyse bringt, wie sich fehlende Mitarbeiterbindung negativ auf die Fluktuationsrate auswirken kann und warum eine positive Lernkultur dafür sorgt, dass Mitarbeiter:innen länger im Unternehmen bleiben.
Fluktuationsanalyse unterstützt individuelles Retention Management
Mithilfe von People Analytics – der Analyse von Mitarbeiterdaten, um datengestützte Entscheidungen zu treffen – lässt sich die Fluktuation von Personal heute sehr detailliert messen und darstellen. Analysetools helfen, die richtigen Daten zu sammeln und zur Auswertung zur Verfügung zu stellen. So können Personalverantwortliche Fluktuationsraten nach unterschiedlichen Mitarbeitergruppen und Kriterien aufschlüsseln, etwa nach Alter, Abteilung, Betriebszugehörigkeit, Rolle oder Standort. Diese Differenzierung lässt eine sehr spezifische Interpretation von Fluktuationsraten zu und macht sie darüber hinaus besser vergleichbar.
Um eine individuelle Strategie zur Mitarbeiterbindung zu entwickeln, reichen quantitative Analysen jedoch nicht aus. Es gilt im ersten Schritt herauszufinden, wer das Unternehmen wann verlassen hat und warum. Dafür müssen Unternehmen auch qualitative Daten mithilfe von regelmäßigen Befragungen zur Mitarbeiterzufriedenheit erheben sowie Informationen aus Austrittsgesprächen in die Betrachtung einfließen lassen. Werden die Antworten miteinander verknüpft und in Zusammenhang gebracht, geben sie Aufschluss darüber, wie sich die Einstellung und die Wahrnehmung der ausgeschiedenen Mitarbeiter:innen im Laufe der Zeit verändert haben, welche Mitarbeitererfahrungen Optimierungspotenzial aufweisen und welche Gründe zur Kündigung führten.
Die datengestützte Fluktuationsanalyse hilft auch, Prognosen für die Zukunft zu treffen. Solche prädiktiven Analysen, auch Predictive Analytics genannt, zeigen etwa Teams und Mitarbeitergruppen mit erhöhtem Fluktuationsrisiko auf und ermöglichen es, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um die Wahrscheinlichkeit für ungewünschte Kündigungen zu verringern.
Wichtig ist, dass Personalverantwortliche klare Ziele festlegen, bevor sie mit People Analytics und Fluktuationsanalysen starten. Sie sollten genau wissen, welche Fragen sie beantworten möchten, und entsprechend diejenigen Personalkennzahlen sammeln, die sie dafür benötigen. Ebenso empfiehlt es sich, interne Benchmarks zur Mitarbeiterfluktuation einzuführen, die die Entwicklung längerfristig darstellen: Hat sich die Mitarbeiterbindung verbessert? Greifen die umgesetzten Maßnahmen? Wenn sich Daten im Zeitverlauf vergleichen lassen, können Personalverantwortliche diese wichtigen Fragen beantworten und erhalten eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die weitere Retention-Management-Strategie.
Warum Sie Mitarbeiterfluktuation datengestützt steuern sollten
Toptalente im Unternehmen zu halten ist eine der wichtigsten Aufgaben im Personalwesen. Denn wenn Leistungsträger:innen kündigen, kostet es viele Ressourcen, geeigneten Ersatz zu finden und einzuarbeiten: Zwischen einem halben und zwei Jahresgehältern müssen Unternehmen in der Regel dafür investieren.
Zu wenig Fluktuation kann jedoch auch zum Problem werden. Manchmal stellt sich heraus, dass jemand nicht zum Unternehmen passt, für seine bzw. ihre Rolle doch nicht geeignet ist oder nicht die gewünschte Leistung bringt. Wenn solche Mitarbeiter:innen gehen, hat das Unternehmen die Chance, eine bessere Besetzung für die Stelle zu finden. Eine gewisse Fluktuation ist also durchaus vorteilhaft. Ziel ist es, die richtige Balance zu finden und die Fluktuation so zu steuern, dass Toptalente und Schlüsselpositionen gehalten werden können, Wechsel in anderen Bereichen jedoch als gesund akzeptiert werden. Datenbasierte Fluktuationsanalysen unterstützen Unternehmen dabei, diese Balance zu finden und die Fluktuation zielgerichtet zu managen.
Fehlendes Mitarbeiterengagement sorgt für höhere Fluktuation
Fluktuation hat viele unterschiedliche Gründe. Und in der Regel spielen mehrere Faktoren eine Rolle, wenn Mitarbeiter:innen beschließen, zu kündigen. Ein wesentlicher Einflussfaktor führt jedoch besonders häufig dazu, dass Beschäftigte ihr Unternehmen eigeninitiativ verlassen: fehlendes Mitarbeiterengagement.
Können sich Mitarbeiter:innen nicht mit den Werten des Unternehmens identifizieren, erfahren sie keine Wertschätzung für ihre Leistung und erleben sie Mikromanagement statt Unterstützung und Vertrauen, kann die emotionale Bindung zum Arbeitgeber stark leiden. Auch fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen führen häufig zu Demotivation und mangelndem Engagement.
Die Folgen lassen sich in harten Zahlen ausdrücken: Eine Glint-Studie zeigt, dass unmotivierte Beschäftigte ihren Arbeitgeber innerhalb eines Jahres mit 12-mal höherer Wahrscheinlichkeit verlassen als engagierte Kolleg:innen. Bereits das Onboarding entscheidet über die Mitarbeiterbindung. So würden 40 Prozent der Beschäftigten, die eine schlechte Einarbeitung durchlaufen haben, ihren Arbeitgeber nicht weiterempfehlen und fühlen sich bereits nach drei Monaten nicht mehr mit dem Unternehmen verbunden.
Organisationen sind daher gut beraten, wenn sie das Mitarbeiterengagement von Tag eins an in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit rücken. Etwa durch Führung, die auf Vertrauen setzt, durch Anerkennung von Leistungen, die Förderung von Inklusion und Diversität oder das Aufzeigen von individuellen Aufstiegs- und Weiterbildungschancen. Welche weiteren Maßnahmen die Motivation und emotionale Bindung ans Unternehmen fördern und wie Sie fehlendes Engagement bei Mitarbeiter:innen erkennen, erfahren Sie in diesem Artikel. [Artikel zum Thema Mitarbeiterengagement verlinken]
Starke Lernkultur senkt Fluktuationsrate
In der EY Jobstudie 2021 zum Thema Karriere und Wechselbereitschaft gaben 48 Prozent der Befragten an, sich für einen neuen Job zu interessieren oder sogar aktiv danach zu suchen. Das ist fast jede:r zweite Beschäftigte. Dabei würden attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten gut ein Viertel der Befragten zu einem Stellenwechsel motivieren. Eine starke Lernkultur fördert also nicht nur das Know-how und die Innovationskraft im Unternehmen, sondern trägt auch maßgeblich zur Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung bei – und somit zu niedrigeren Fluktuationsraten.
Doch wie gelingt es Unternehmen, eine positive Lernkultur zu etablieren? Als wichtige Voraussetzung gilt, dass die Lernkultur als unternehmensweite Strategie verstanden und von Führungskräften unterstützt und gelebt wird. Darüber hinaus sollten Lerninhalte frei und leicht zugänglich sein. Es muss klare Regeln geben, wie viel Arbeitszeit zum Lernen zur Verfügung steht. Und die Weiterbildung sollte sich an den individuellen Entwicklungs- und Karrierezielen der
Mitarbeiter:innen orientieren. Neben konstruktivem Feedback, das Lernfortschritte regelmäßig bewertet, können Führungskräfte bei Bedarf weitere Unterstützung anbieten und/oder das Lernen durch Mentoring-Programme begleiten.Mitarbeiter:innen, die in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert werden, sind engagierter, produktiver und sorgen in der Folge für ein besseres Unternehmensergebnis. Gleichzeitig fühlen sie sich unterstützt und wertgeschätzt – und bleiben tendenziell länger im Unternehmen.