Was ist Mitarbeiter:innen-Empowerment und wie gelingt es?
Was ist Employee Empowerment?
Employee Empowerment, also die Übertragung von Verantwortung an Mitarbeiter:innen, ist ein Personalmanagement-Instrument zum partizipativen Führungsstil, mit dem Führungskräfte ihren Mitarbeiter:innen mehr Autonomie geben und hierarchische Mikromanagement-Strukturen abbauen. Das Mitarbeiter:innen-Empowerment bedeutet daher, Beschäftigte mit mehr Eigenverantwortung, Handlungsvollmacht und Teilhabe auszustatten. So sind sie in der Lage, an der Gestaltung ihres Arbeitsplatzes und ihrer beruflichen Entwicklung mitzuwirken. Um eine Überforderung und die damit einhergehende Unzufriedenheit zu vermeiden, werden die Mitarbeiter:innen entsprechend geschult und qualifiziert. Durch diese erweiterten Kompetenzen und die daraus entstehenden Vorteile und Perspektiven sollen die Beschäftigten dazu motiviert werden, ihre Stärken besser im Unternehmen einzusetzen.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie das Empowerment von Mitarbeiter:innen möglich ist und zu einer langfristigen Mitarbeiterbindung sowie einem gesteigerten Unternehmenserfolg beiträgt.
Die Vorteile des Mitarbeiter:innen-Empowerments
Eine unsichere Wirtschaftslage, fehlender Sinn in der Arbeit sowie starke Kontrollen und Mikromanagement durch Vorgesetzte gehören gleich nach unangemessener Bezahlung zu den häufigsten Faktoren, die zu Unzufriedenheit und Fluktuation der Belegschaft führen. Das richtige Maß an Mitarbeiter:innen-Empowerment ist ein mächtiges Werkzeug, das richtig eingesetzt zu einer signifikanten Verbesserung dieser Punkte und des Unternehmenserfolgs führt.
Langfristige Bindung der Beschäftigten an das Unternehmen
Zufriedene Mitarbeiter:innen wechseln in der Regel ihren Arbeitsplatz nicht und streben ihre beruflichen Ziele im derzeitigen Unternehmen an. Employee Empowerment lässt die Mitarbeiter:innen das große Ganze der Projekte und des Unternehmensziels erkennen. Das weckt bei ihnen das Gefühl, Sinnvolles zu tun. Mit Fort- und Weiterbildungen im Rahmen des Employee Empowerments werden die Stärken und Kernkompetenzen des Personals gefördert und die Mitarbeiter:innen so auf künftige verantwortlichere Aufgaben im Unternehmen vorbereitet. Dank solcher Zukunftsperspektiven sehen Mitarbeiter:innen das Unternehmen als berufliche Heimat an und spüren Sicherheit und Unternehmenszugehörigkeit. Das so gewonnene gesteigerte Wohlbefinden äußert sich auch durch eine Verringerung von Krankmeldungen aufgrund psychischer Erkrankungen.
Mehr Kreativität und innovative Ideen durch Teilhabe und Stimme
Im Rahmen dessen, was die Mitarbeiter:innen bewältigen können, tragen die neuen Herausforderungen und Befugnisse zu einem dynamischen und angenehmen Arbeitsumfeld bei. Das Wissen, gehört zu werden bei Entscheidungen, die den eigenen Arbeitsplatz oder Aufgabenbereich betreffen, und diese mitbeeinflussen zu können, ist ein enormer Motivationsschub, stärkt das Selbstwertgefühl und beflügelt die Kreativität der Einzelnen und des Teams. Durch so gewonnene Ideen und Innovationen kann ein Unternehmen den entscheidenden Vorsprung vor Mitbewerbern bekommen.
Mehr Produktivität und Zeitersparnis
Wenn sie die nötigen Ressourcen und Qualifikationen durch Schulungen und Transparenz innerhalb des Unternehmens erhalten, sorgen empowerte Mitarbeiter:innen für bessere Unternehmenserfolge. Das Zulassen von kreativen Problemlösungen kann interne und externe Prozesse optimieren. Die Selbstverantwortung und weiterführende Qualifikationen führen zu einer verbesserten Arbeitsqualität. Der Abbau von der klassischen hierarchischen zur modernen flacheren, projekt- bzw. teamorientierten Arbeitsstruktur spart viel Zeit und sorgt für effizientere und ressourcenschonendere Arbeit der Einzelnen. Die durch Mitarbeiter:innen-Empowerment erforderlichen Selbstkontrollen von Aufgaben stärken die Teamarbeit. Durch dieses Mehr an Kooperationen und die Möglichkeit, das geballte Wissen des Teams einzusetzen, steigen die Qualität der Arbeitsleistung, die Motivation und der Zusammenhalt der Teammitglieder.
Beispiele für Mitarbeiter:innen-Empowerment
Damit das Empowerment bei Mitarbeiter:innen zu den gewünschten Erfolgen führt, ist die Umsetzung entscheidend. In jedem Fall sollten Sie die Mitarbeiter:innen dort abholen, wo sie sich in puncto Wissensstand, Qualifikationen, Aufgaben und Befugnissen gerade befinden. Nach einer Ist-Analyse sollten Sie die individuellen Ambitionen besprechen und gemeinsam Ziele für die berufliche Zukunft sowie für die Projekte vereinbaren und Schritt für Schritt Wege finden, um diese zu erreichen.
• Was sind die individuellen Stärken der Mitarbeiter:innen?
• Sind Schulungen und Fortbildungen nötig?
• Sollte eine Umstrukturierung stattfinden?
• Welche Anreize sind zielführend?
• Welche Kontrollmechanismen sind nötig?
Ab diesem Zeitpunkt ist es wichtig, dass die Mitarbeiter:innen in den fortlaufenden Prozess und in Kontrollen einbezogen und gehört werden. Achten Sie darauf, das Empowerment weiter auszubauen, regelmäßige Feedbackgespräche zu führen und den Mitarbeiter:innen immer das nötige Rüstzeug bereitzustellen.
Anhand von vier Beispielen möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie Empowerment von Mitarbeiter:innen in verschiedenen Branchen umsetzen können.
Empowerment im Büro und in digitalen Arbeitswelten
Bei Büroarbeit, virtuellen Teams und digitaler Arbeit ist das Empowerment der Mitarbeiter:innen in erster Linie ein Vertrauensbeweis. Freie Zeiteinteilung oder zumindest ausgedehnte Gleitzeit und Homeoffice sind heute Arbeitsrealitäten, ohne die Bewerber:innen und bereits Angestellte nicht mehr arbeiten möchten. Teamarbeit ist nur dann effektiv, wenn alle beteiligten Mitarbeiter:innen das Ziel ihrer Arbeit und des Projekts klar vor Augen haben. Transparenz und eine offene Kommunikationskultur sind daher essenziell. Eigenverantwortung und Entscheidungsbefugnisse statt Kontrollen und Mikromanagement sowie regelmäßige Fortbildungen mit Entwicklungschancen innerhalb des Unternehmens bewirken ein gesteigertes Wohlbefinden. Mit besonderen Anreizen wie Boni bei erfolgreich abgeschlossenen Projekten oder Ähnlichem sorgen Sie für eine verstärkte Leistungsorientierung und eigenständig durchgeführte Optimierungen im Team.
Empowerment im Dienstleistungsgewerbe
Empowerte Mitarbeiter:innen in Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel oder bei körpernahen Dienstleistungen sind oft der entscheidende Wettbewerbsvorteil. Kompetente Mitarbeiter:innen, die dazu ermächtigt sind, in einem vorher festgelegten Rahmen eigenständige Entscheidungen zu treffen, ohne bei ihren Vorgesetzten nachfragen zu müssen, sind mit ihrem Arbeitsplatz zufriedener. Ob es um eine eigenständigere Schichtplanung, ein Entgegenkommen bei unzufriedenen Gästen oder Warenrücknahmen von Kund:innen geht – Empowerment sorgt für signifikant weniger Fluktuation und vermeidet so den allgemein herrschenden Fachkräftemangel. Zudem werden aus den Kund:innen und Gästen des Unternehmens die Kund:innen und Gäste der Mitarbeiter:innen. Mit Fortbildungsangeboten und Entwicklungsmöglichkeiten können Sie zudem die Stärken der Beschäftigten weiterentwickeln und so aus den eigenen Reihen Führungsnachwuchs rekrutieren.
Auch Kund:innen und Gäste haben ein weitaus positiveres Bild, wenn sie nicht mehrere Führungsebenen durchlaufen müssen, um eine Lösung für ihr Anliegen zu bekommen. Wird den Mitarbeiter:innen auch ein gewisses Budget für Kompensationen genehmigt, das sie nach eigenem Ermessen verwenden können, sorgt das auch für zufriedenere Gäste und Kund:innen sowie entsprechende Bewertungen.
Empowerment in Forschung und Entwicklung
Besonders im kreativen Sektor der Forschung und Entwicklung ist das Empowerment von Mitarbeiter:innen entscheidend. Je mehr Entscheidungsfreiheit über den Weg zum gesetzten Projektziel Sie den Mitarbeiter:innen lassen, desto wahrscheinlicher ist eine Innovation als Ergebnis. Für ein effektives Arbeiten in der Forschung und Entwicklung sind Transparenz und geteiltes Teamwissen nötig. Im Rahmen eines Projekts ist es auch sinnvoll, den Mitarbeiter:innen die Entscheidungsbefugnis und das Budget zu geben, wenn nötig extern Verstärkung zu suchen und so die Zusammenstellung des Teams nach Bedarf zu variieren. Jede erreichte Etappe sollte trotz selbstverantwortlicher Arbeit bei Kreativen immer auch die entsprechende Anerkennung finden.
Empowerment in der Industrie
Das Empowerment für das Fertigungspersonal einer Fabrik erlaubt dem Industriebetrieb, mit einer höheren Anpassungsfähigkeit auf Erfordernisse zu reagieren und spezielle Fachkräfte selbst zu entwickeln. Nach Erstellung einer Kompetenzmatrix können gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen die jeweiligen Stärken identifiziert und gefördert werden. Die daraus entstehenden Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Betriebs und eine fähigkeitsbasierte Schichtplanung tragen zu einer Steigerung der Zufriedenheit und der Bereitschaft, mehr Verantwortung zu übernehmen, bei.
Ziele des Employee Empowerments
Das vorrangige Ziel ist es, durch mehr Autonomie, Mitspracherecht und Verantwortung für die Mitarbeiter:innen eine größere Zufriedenheit mit ihrem Arbeitsplatz zu erreichen. Mitarbeiter:innen, die sich wohl und zugehörig fühlen und Entwicklungsmöglichkeiten für sich sehen, bleiben in der Regel langfristig im Unternehmen. Gleichzeitig sorgt ein korrekt durchgeführtes Mitarbeiter:innen-Empowerment für eine höhere Leistungsbereitschaft, mehr Kreativität, Sorgfalt, optimierte Arbeitsprozesse sowie eine verbesserte Teamarbeit. Die Mitarbeiter:innen sehen nicht mehr nur die ihnen übertragenen Aufgaben, sondern das Projekt- und Unternehmensziel als Ganzes. Sie können aktiv ihren derzeitigen und zukünftigen Arbeitsplatz mitgestalten und verstehen ihre Arbeit als sinnvoll und wichtig. Das wirkt Fluktuation entgegen und steigert den Unternehmenserfolg.
Die vier Arten des Employee Empowerments
Im unternehmerischen Umfeld gibt es vier Arten des Empowerments von Angestellten:
1. Empowerment zu freien Entscheidungen
Wenn Mitarbeiter:innen innerhalb ihres Aufgabenbereiches mehr Möglichkeiten haben, eigene Entscheidungen zu treffen, entlastet das die Vorgesetzten und hilft, Abläufe zeitsparend zu optimieren.
2. Empowerment bei finanziellen Transaktionen
Wenn Mitarbeiter:innen oder Teams mit eigenen Budgets ausgestattet werden oder mitbestimmen können, wofür das Projektbudget verwendet wird, um das gesetzte Ziel zu erreichen, führt das in der Regel zu wirtschaftlicheren Entscheidungen im Unternehmenssinne.
3. Empowerment durch Unternehmenstransparenz
Damit Mitarbeiter:innen sich empowered fühlen, brauchen sie den Blick auf das große Ganze. Nur wenn sie mit allen relevanten Informationen versorgt werden, sind sie in der Lage, qualifizierte Meinungen zu äußern. Außerdem sichert ein transparenter Informationsfluss die Identifikation mit dem Unternehmen und dessen Zielen langfristig.
4. Empowerment zur freien Zeiteinteilung
Nicht erst seit der Corona-Pandemie hat sich gezeigt: Es ist sinnvoll, den Mitarbeiter:innen in Branchen, wo es möglich ist, abseits der Kernarbeitszeiten eine selbstorganisierte Zeiteinteilung und Homeoffice zu ermöglichen. Durch das so entgegengebrachte Vertrauen konzentriert sich der Fokus mehr auf Ergebnisse als auf abgerissene Stunden. Zudem erlaubt es den Mitarbeiter:innen, Familie und Privatleben besser mit der Arbeit zu vereinen, was für eine generelle Zufriedenheit sorgt.