Was genau ist eine Kompetenztaxonomie und warum benötigen wir sie?
Es wird immer deutlicher, dass Kompetenzen die neue Währung der Arbeitswelt sind. Als während der Pandemie viele Jobs ins Homeoffice verlegt wurden, mussten Menschen in Positionen, für die bisher keine technologischen Kompetenzen gefragt waren, sehr schnell technisch versiert werden. Die technische Entwicklung schreitet immer schneller voran, und die Halbwertszeit von Kompetenzen verkürzt sich rapide. Um mit diesem rasanten Wandel mithalten zu können, stehen Menschen überall auf der Welt unter Druck, sich weiterzubilden und neue Kompetenzen zu erwerben. Oder wie Johanna Bolin Tingvall sagt: „Weiterbildung ist die neue Rente.“
Für die Personalentwicklung bringt dies Herausforderungen und Chancen mit sich. Durch die Nutzung neuer Tools kann sie Arbeitskräfte weiterbilden und den Veränderungen einer neuen Realität begegnen. Eines dieser Tools sind Kompetenztaxonomien.
Kompetenztaxonomien sind eine Möglichkeit, für Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiter:innen erfolgskritische Kenntnisse und Fähigkeiten zu identifizieren und zu verwalten. Im Folgenden erfahren Sie alles Wissenswerte über Kompetenztaxonomien und wie Sie damit Ihre Herangehensweise an Karriereplanung und berufliche Weiterentwicklung verbessern können.
Kompetenztaxonomien – eine grobe Einordnung
Eine Kompetenztaxonomie ist eine strukturierte Liste der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Ihr Unternehmen – und Ihre Mitarbeiter:innen – benötigen, um erfolgreich zu sein. Mit der genauen Definition einer Kompetenztaxonomie werden wir uns im nächsten Abschnitt beschäftigen, sehen wir uns daher zunächst einige Vorteile und Verwendungszwecke von Kompetenztaxonomien an:
- Eine genauere Einschätzung der Eignung von Jobkandidat:innen
- Strategische Weiterbildungs- und Umschulungsprogramme
- Erhöhte Transparenz bei Plänen zur internen Mobilität
- Gezielte Personalplanung
- Abbau systematischer Verzerrungen durch Definition objektiver Kriterien für Leistungsbeurteilungen und Beförderungen
Behalten Sie diese Vorteile im Hinterkopf, wenn wir uns gleich den technischen Details von Kompetenztaxonomien widmen. Das oberste Ziel besteht letztlich darin, Ihr Unternehmen erfolgreicher zu machen, indem Sie Ihre Mitarbeiter:innen an die erste Stelle setzen.
Was ist eine Kompetenztaxonomie?
Kompetenztaxonomien oder -verzeichnisse sind eine dynamische Liste relevanter Fähigkeiten für Ihr Unternehmen und Ihre Branche. Solche Taxonomien umfassen alle Arten von Kompetenzen, von zwischenmenschlicher Kommunikation bis hin zu Power BI.
Zwar gibt es bei allen Positionen gewisse Kompetenzüberschneidungen, aber es ist sinnvoller, mit jobspezifischen Kenntnissen zu beginnen und sich später zu allgemeineren vorzuarbeiten. Eine sehr allgemeine Kompetenzliste für Softwareingenieur:innen und Vertriebsmitarbeiter:innen könnte wie folgt aussehen:
Kompetenzliste Softwareingenieur:in: Programmieren, Debugging, Q&A, bestimmte Programmiersprachen, Kommunikation, Teamarbeit
Kompetenzliste Vertriebsmitarbeiter:in: CRM, Leadgenerierung, Produktwissen, Kommunikation, Teamarbeit
Ein klarer Kompetenzrahmen bildet das Rückgrat einer datengesteuerten Weiterbildungsstrategie. Er schafft eine universelle Sprache und ein übergeordnetes, objektives System für die Personalsuche und -entwicklung. Mitarbeiter:innen zeigt er klare Karrierepfade auf, sei es eine Weiterentwicklung in der aktuellen Rolle oder der Wechsel in eine neue Position. Im besten Falle helfen Kompetenztaxonomien Führungskräften, sowohl auf individueller als auch auf unternehmensweiter Ebene koordinierter und zielgerichteter vorzugehen, wenn es darum geht, Qualifikationslücken zu schließen.
Eine Taxonomie ist jedoch mehr als eine bloße Auflistung von Kompetenzen. Sie kann durch Kompetenzcluster weiter ergänzt werden.
Was sind Kompetenzcluster?
Wichtig ist zunächst, was Kompetenzcluster nicht sind: Jobbeschreibungen. Vielmehr handelt es sich dabei um Gruppen von Skills, die organisch miteinander verbunden sind. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn alle Positionen haben Überschneidungen. Cluster geben ein Gesamtbild, wie eine bestimmte Position erfolgreich ausgefüllt werden kann. Zudem können sie Kompetenzen aufzeigen, die abteilungsübergreifend wichtig sind, um die Zusammenarbeit zu verbessern und Gelegenheiten für interne Mobilität zu schaffen.
Beispiele für Kompetenzcluster könnten sein:
- Teamarbeit: Zusammenarbeit, Konfliktlösung, Kommunikation und Teambildung
- Vertrieb: Leadgenerierung, Kundendienst und Kommunikation
- Softwareentwicklung: Programmieren, Debugging, Q&A, bestimmte Programmiersprachen
Während einzelne Skills mit der Zeit an Relevanz verlieren können, sind Kompetenzcluster eher langfristig angelegt. Denken Sie beim Aufbau Ihrer Kompetenzstrategie zunächst an die Cluster, die Ihr Unternehmen und Ihre Abteilung benötigen, und dann erst an die konkreten Kompetenzen, die jede Person und jede Rolle haben sollte, um diese Ziele zu erreichen.
Kompetenztaxonomien und -cluster unterstützen die kompetenzorientierte Weiterbildung
Es ist vielleicht hilfreich, sich Kompetenztaxonomien als Mengen- oder Venn-Diagramme vorzustellen, die das Gesamtbild und alle Schnittstellen abbilden. Kompetenzverzeichnisse sind in Kompetenzcluster aufgeteilt, und diese werden dann mit relevanten Positionen in Verbindung gebracht.
Taxonomien können Hierarchieebenen aufweisen. Auch wenn mehrere Cluster wünschenswert sind, kommt bestimmten eine besonders große Bedeutung zu. Taxonomien strukturieren Stellenbeschreibungen in konkrete und übertragbare Gruppierungen von Kompetenzen, die gemessen und erworben werden können. Personalentwickler:innen helfen sie dabei, Qualifikationslücken im Unternehmen zu finden und einen Plan zu erstellen, um diese zu schließen.
Unter Verwendung obiger Beispiele würden die Taxonomien für Softwareentwickler:innen und Vertriebsmitarbeiter:innen so aussehen:
- Softwareentwickler:in: Softwareentwicklung, Teamarbeit
- Vertriebsmitarbeiter:in: Vertrieb, Teamarbeit
Schon dieses simple Beispiel zeigt, dass sich die Personalentwicklung im gesamten Unternehmen und nicht nur im Vertrieb auf Teamarbeit konzentrieren sollte. Es ist zudem einfacher, Daten auf Basis einer einfachen und standardisierten Sprache zu analysieren.
Die Ära der Kompetenzen
Niemand kann das komplexe Zusammenspiel von Kompetenzen, Weiterbildung und Eignung allein bewältigen. Damit eine Kompetenztaxonomie ihren Zweck erfüllen kann, ist eine standardisierte, agile Zusammenarbeit erforderlich, denn kompetenzorientierte Entscheidungen werden in der Zukunft unsere Arbeitswelt bestimmen.
Ryan Roslansky, CEO von LinkedIn, erläutert: „Beim Blick auf die kommenden Jahrzehnte zeichnet sich eine neue Ära ab, in der Talent auf Chance trifft. Die Art und Weise, wie Menschen Zugang zu Jobs erhalten und Arbeitgeber Teams diversifizieren, wird sich verändern.“
Anthony Santa Maria
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